Vielfalt und soziale Gerechtigkeit - durch Diversity Horizonte erweitern (2009-2012)

Xenos-Projekt

Vielfalt und soziale Gerechtigkeit - durch Diversity Horizonte erweitern (2009-2012)

Ob und wie die Integration benachteiligter Jugendlicher und junger Erwachsener in den Arbeitsmarkt gelingt, entscheidet mit über wirtschaftlichen Erfolg und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Toleranz und Demokratiebewusstsein zu stärken, sehen wir dabei als Kernaufgaben. Mit dem Projekt „Vielfalt und soziale Gerechtigkeit“, welches von 2009 bis 2012 lief, unterstützten wir Auszubildende dabei, Vielfalt als Gewinn zu erleben und für sich sinnvoll zu nutzen.

Hier gelangen Sie zum Evaluationsbericht für das Projekt.

Jugendliche und Heranwachsende sind oft stark durch ihre Herkunft geprägt. Das gilt auch und gerade im Berufsleben: Die Ablehnung anderer Lebensweisen und das Gefühl, selbst fremd zu sein, führen immer wieder zum Abbruch der Ausbildung oder zur Ablehnung einer Arbeitsstelle. Inzwischen setzten jedoch mehr und mehr Unternehmen auf kulturelle Vielfalt in der Belegschaft –Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind aufgefordert, ihre unterschiedlichen Fähigkeiten einzubringen und ihre Verschiedenheit zu nutzen, um produktiver zu sein. Experten sprechen von „Diversity-Kompetenz“. Sie gilt heute als Schlüsselkompetenz für den beruflichen Erfolg.

Unser XENOS-Projekt "Vielfalt und soziale Gerechtigkeit - durch Diversity Horizonte erweitern" richtete sich an Auszubildende aus Brandenburg und beiden Teilen Berlins. Junge Menschen sollten die verschiedenen Aspekte von Vielfalt im Kontext von Arbeit und Schule erfahren und lernen, diese sinnvoll nutzen. Zu den inhaltlichen Bausteinen des Projektes zählten Themen wie Rassismus und Rechtsextremismus, Geschlechterrollen, Konflikte und Toleranz, Kultur als Synonym für Ungleichheit, Ost–West-Herkunft als Teil der Identität und eigene Partizipation in der Ausbildung, am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft.

Kontinuierliche Begleitung über drei Jahre

Das XENOS-Projekt lief von Mai 2009 bis März 2012. Über einen Zeitraum von drei Jahren unterstützten wir betriebliche und überbetriebliche Ausbildungseinrichtungen dabei, einen produktiven Umgang mit Unterschiedlichkeit im Arbeitsleben zu entwickeln. Ausbildungsgruppen wurden über zwei bis drei Jahre kontinuierlich begleitet. Dabei wurden verschiedene Seminareinheiten rund um das Thema Diversity und soziale Gerechtigkeit umgesetzt. Die Seminareinheiten waren modular aufgebaut. Zentraler Bezugspunkt aller Module war ein unmittelbarer Nutzen für die Jugendlichen in einer globalen Arbeitswelt.

 

Ziel war es, auf Mitarbeiterinnen- und Mitarbeiter-Ebene eine Diversity-Strategie zu entwickeln und dauerhaft umzusetzen. Über die Qualifikation von Multiplikatoren erhielten die Ausbildungseinrichtungen die Chance, einen wichtigen Schritt zu tun in Richtung nachhaltige Qualifizierung von jungen Menschen für das Berufsleben und Abbau von nichtdemokratischen, rechtsextremen oder ausgrenzenden Einstellungen in der eigenen Belegschaft.

Zur Auswahl standen folgende Module:

1. Konflikte und Toleranz: konstruktive Konfliktbearbeitung, Erfahren von Toleranzgrenzen,

Kommunikationsfähigkeiten im interkulturellen Kontext.

2. Rechtsextremismus: rechtsextreme Ideologien und deren Feindbilder, rechtsextreme Symbole, geschichtlicher Bezug.

3. Rassismus: Vorurteile und Stereotypen, Rassismus in der Gesellschaft, Diskriminierung, Islamophobie.

4. Antisemitismus: jüdisches Leben, Antisemitismus in Geschichte und Gegenwart, Nationalsozialismus.

5. Europäische Union: Vor- und Nachteile der EU, arbeitsmarktbezogene Möglichkeiten für junge ArbeitnehmerInnen.

6. Kultur: Werte und Normen verschiedener Kulturen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede, Kultur als Synonym für Ungleichheit und Dominanz, friedliches Zusammenleben, interkulturelle Kompetenzfähigkeit.

7. Religion: Religionen kennen lernen, interreligiöser Dialog, Politisierung von Religion (Islamismus), religiös motivierter Antisemitismus.

8. Ost-West: Herkunft als Teil der Identität, Vorurteile über Ost- und Westdeutsche, historische Bezüge und Hintergründe, Jugendsubkulturen.

9. Geschlechterrollen und Lebensweisen: Geschlechter-Normen, Chancen(un)gleichheit, Geschlechtsspezifik in der Ausbildung, Homosexualität und Homophobie.

10. Demokratie und Entscheidungsfindung: demokratisches Handeln, eigene Partizipation in der Ausbildung, am Arbeitsplatz, in der Gesellschaft, Grundlagen demokratischer Entscheidungsfindung, Umgang mit Minderheiten.

 

Die Themen wurden über den Zeitraum eines Ausbildungsverlaufs (jedes Modul dauert 3 Tage) bearbeitet. Dabei wurden sowohl die Interessen der Jugendlichen (sechs Module stehen zur Auswahl) als auch die Anforderungen des jeweiligen Ausbildungsgangs (Kundenkontakt, Auslandskontakte... ) berücksichtigt. Darüber hinaus wurden Kompetenzen im Bereich der Teamarbeit und Arbeitsorganisation entwickelt. Wichtig war dabei, dass die Teilnehmenden den Zusammenhang von Diversity-Strategien und ihren eigenen Arbeitsanforderungen verstehen lernen. Um individuelle Lernbarrieren, aber auch Lernerfolge zu erfassen und im weiteren Verlauf des Projekts zu berücksichtigen, konnten auch individuelle 'Lerngespräche' geführt werden.

 

Für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, die mit den Jugendlichen arbeiten, bestand zusätzlich die Möglichkeit, an einer Train-the-Trainer-Ausbildung teilzunehmen. Dort wurden Inhalte und Methoden des Diversity-Ansatzes vermittelt. Wie die Jugendlichen konnten auch die Multiplikatorinnen und Multiplikatoren aus den genannten Modulen wählen.

Innovative Aspekte

In Abstimmung mit den Einrichtungen bestimmten die Teilnehmenden das Thema selbst und  definierten ihren eigenen Bildungsbedarf. So partizipierten sie aktiv und erfuhren die Teilnahme am Projekt als einen selbstbestimmten Prozess. Hierfür war vor dem ersten Modul ein ganzer Tag vorgesehen.

 

Nach Wilhelm Heitmeyer herrschen die meisten Vorurteile dort, wo keine Begegnung stattfindet (vgl. 'Deutsche Zustände', Bielefeld 2006). Ein Schwerpunkt war deshalb die vorbereitete und begleitete Begegnung zwischen Gruppen mit möglichst differenter Zusammensetzung. Unterschiedlichkeit sollte als interessant und nicht als bedrohlich erlebt werden. Mithilfe von Kooperationsübungen aus dem Interkulturellen Lernen entdeckten die Teilnehmenden die unterschiedlichen Qualitäten und Fähigkeiten aneinander. Sie lernten, im Team zu arbeiten, sich zu ergänzen und erlebten so im Umgang miteinander die produktiven Aspekte von Diversity.

 

 Nachhaltigkeit und Transfer

Die im Projekt erworbenen Diversity Kompetenzen wurden von den Auszubildenden direkt angewendet. Das unmittelbare Erleben führte in der Regel zu bleibenden Erfahrungen. So entstand eine besondere Form der Nachhaltigkeit. Die Diversity-Kompetenzen wurden mit einem Zertifikat bescheinigt, das die Chancen der jungen Leute auf dem Arbeitsmarkt erhöht.

 

Auf der Abschlusstagung am 26. Januar 2012 in der Werkstatt der Kulturen wurden die Ergebnisse des Projekts präsentiert. So wurde ein Transfer in die interessierte Öffentlichkeit und eine Wertschätzung der von den Auszubildenden geleisteten Arbeit gewährleistet.

 

Kontakt: Ewa Niedbala + Julien Enoka Ayemba, Bildungsteam Berlin-Brandenburg e.V., Cuvrystr. 20a - 10997 Berlin, fon: 030-610 765 44, e-mail: buero@bildungsteam.de, www.bildungsteam.de